Biografie

 

Neun Uhr morgens, und im Auto riecht es schon nach Schnaps.

Kein unangenehmer Duft – aber um diese Tageszeit ?

 


Obstbrenner Arno Dirker bemerkt den misstrauischen Blick und lacht. Sein dunkler Seehundsschnauzer wippt auf und ab. „Ein schöner Geruch , auch wenn’s nur Nachbrand ist und sowieso nicht zum Trinken taugt. Doch eh‘ ich’s wegschütte, bewahr‘ ich lieber ein paar Liter auf und kippe sie als Frostschutzmittel ins Kühlwasser.“

Arno Josef Dirker, 45 Jahre alt, aus dem kleinen Ort Mömbris bei Aschaffenburg ist in kurzer Zeit zu einem der erfolgreichsten Brenner Deutschlands aufgestiegen. Seine Heimat ist Franken, unüberhörbar, die Familie dort fest verwurzelt, seit im 17. Jahrhundert ein isländischer Seemann namens Dirker in der Gegend strandete und sechs uneheliche Kinder gezeugt haben soll. Vater, Großvater und Urgroßvater waren Förster, er selbst lernte zunächst Zimmermann. Doch da die Familie eine große Streuobstwiese mit 700 Apfelbäumen besaß und überwiegend für den Eigenbedarf produzierte, entdeckte Arno seine Liebe zum Äppelwoi. Den Anstoß für seine Brennerkarriere gab jedoch eine andere Frucht aus der Familienplantage: Als 1986 die Zwetschgenernte reichlich ausfiel, brachte er den Überschuss zu einem befreundeten Destillateur. Von da an lieferte Dirker häufiger den Grundstoff für Edelbrände, half ab und zu in der Destillerie aus, lernte dabei ganz nebenbei die Feinheiten des Obstbrennens und stellte dort 1987 seinen ersten eigenen Schnaps her, einen Wildbeerenbrand. „Da hab ich alles zusammengeschüttet, Brombeeren, Himbeeren – alles, was ich an Beeren hatte.“ Sein eigenes Brennrecht und eine gebrauchte Anlage erwarb er 1992.

In seiner Zeit als Aushilfe muss er sehr gut hingeschaut haben, denn schon im Januar 1993 belegte Arno Dirker beim Wettbewerb der Internationalen Spirituosenmesse Destillata im österreichischen Bad Kleinkirchheim den zweiten Platz unter den besten europäischen Brennereien. Hammer und Hobel legte er endgültig zur Seite und beschäftigte sich nur noch mit Mirabelle und Mollebusch, der fränkischen Birnensorte.

Ein weiterer Erfolg blieb nicht aus: Ein Jahr später wurde er in Österreich „Schnapsbrenner des Jahres.“ Für sein Traubenkirschwasser erhielt er eine Goldmedaille, für sein Wildkirschwasser aus roten Wildkirschen, seinen Quittenbrand und sein Pfirsichwasser zusätzlich die Auszeichnung „Schnaps des Jahres“, Nur aus bestem Obst entsteht ein Brand von hoher Qualität. Dirker kennt in seiner Gegend jeden Strauch. Auch vor seinem Vater ist kein Baum sicher. Ist der Senior unterwegs, pflückt er oft einen Zweig mit Früchten und bringt ihn mit nach Haus. Dort misst Sohn Arno den Zuckergehalt des Obstes und prüft, ob es zum Brennen geeignet ist.


Vor einiger Zeit entdeckte er auf einem Hügel oberhalb des Ortes einen Kirschbaum auf kargem Boden, dessen Früchte sehr geschmacksintensiv waren. „Sofort hab‘ ich den Besitzer aufgespürt, ihm eine Flasche Schnaps versprochen und die Erlaubnis zum Ernten erhalten.“ Mit dieser Methode kommt Dirker Junior an ganz besondere Rohstoffe. Mirabellen kauft er im Taunus, alle anderen Früchte stammen von eigenen Bäumen oder aus der näheren Umgebung. Zum pflücken muss die Familie ran. „Wir können dadurch selbst entscheiden, welche Früchte wir nehmen und vor allem, wann wir pflücken.“ Sind die Kirschen in einem Jahr früher reif, rückt die Familie eben früher aus. „So flexibel ist ein Großproduzent nicht. Ein entscheidender Qualitätsvorsprung für Brenner wie mich“, sagt Dirker.

Spaß macht ihm vor allem die Ernte der Wildkirschen. Bis zu fünfzehn Meter hoch sind die Bäume. Kein Problem für den ehemaligen Zimmermann, der beim Anbringen von Dachbalken schwindelfrei sein musste. „Wenn ich oben angekommen bin, nehm‘ ich zehn zwölf Kirschen auf einmal in den Mund und spuck‘ alle Kerne zusammen im hohen Bogen aus“, sagt Arno und grinst frech wie ein Schuljunge. Beim Kirschenpflücken färbt der Saft der Früchte seine Hände ganz schwarz, das lässt sich dann tagelang nicht mehr abschrubben. Eine ungenießbare Frucht – das gibt es für ihn nicht. Er brennt alles, was ihm in die Quere kommt, natürlich auch Apfelbrände, darunter sortenreine von Golden Delicious und Cox Orange. Selbstverständlich gehören Williams-Christ-Brand, Kirschwasser und Mirabellenschnaps zu Dirkers Angebot.




Doch seine Leidenschaft sind seltene, oft nur regional vorkommende Früchte. Sein Lorbeerkirschwasser aus der prunus laurocerasus wollte er an den Hochschulen in Hochheim oder Trier untersuchen lassen, bevor es eventuell in den Handel kommt. Doch dort musste man auf die Frage, ob sich die Toxine des Grundstoffs durch die Hitze beim Brennen versetzt haben, passen. Nun wird er das Gerichts-medizinische Institut in Frankfurt für eine Unbedenklichkeitsprüfung bemühen. Andere Früchte, die roh ungenießbar sind, hat er bereits erfolgreich zu duft- und geschmacksintensiven Bränden verarbeitet: In Dirkers Verkaufsregal stehen Eibenwasser aus Früchten des Nadelbaums taxus haccata mit dezentem Nadelduft, Brände aus blauschwarzen Beeren des stacheligen Mahoniestrauchs mahonia aquifolium mit intensivem Aroma nach Schokolade, Mandeln, Zimt und Zitrone und der roten Heckenkirsche Ionicera xylosteum mit ausdrucksstarkem Beerenaroma. Die Nachfrage nach diesen Spezialitäten aus ungewöhnlichen Rohstoffen ist groß. Nachteilige Folgen sind bisher nicht bekannt, alle Kunden sind heute noch putzmunter. Etwa fünfzig Brände hat er auf seiner Preisliste, dazu Geiste von Knoblauch, Steinpilz und Haselnuss, Umsatzrenner sind sein Feldzwetschgenwasser, das im Holzfass gelagert wird. Die schlichten Etiketten für seine Brände sehen handgemacht aus und sind es auch. Dirker gestaltet sie selbst, fotokopiert sie und gibt die Blätter einem behinderten Verwandten, der die Etiketten millimetergenau ausschneidet und sie per Hand auf die Flaschen klebt.

Versessen ist er. Gibt sich nicht zufrieden mit dem Normalen. Kriecht durch dornige Büsche, um die Japanische Zierquitte chaenomeles japonica zu pflücken. Keine sehr ergiebige Frucht, doch Dirker macht daraus ein unvergleichliches Geschmackserlebnis. Einige Brände gibt es bei ihm nur alle Jubeljahre. Den Brand von der Russe Quetsche, einer fränkischen Pflaumensorte mit viel Saft und wenig Zucker, der Erinnerungen an Omas Pflaumenkuchen weckt: Steinweichselkirschwasser mit einem Weihnachtsduft nach Zimt, Kakao, Nelken und Vanille oder Krichenwasser von kleinen, runden Pflaumen, aromatisch, würzig, wuchtig.


Sein Haus bietet nicht gerade den Anblick eines landschaftlichen Musterbetriebs: In der Einfahrt liegt Holz für den Brennofen, dazwischen Fahrräder und Spielzeug seiner Söhne, im ehemaligen Wohnzimmer lagern abgefüllte Flaschen, an den Wänden vergilben Blümchentapeten. Im Schuppen stehen dichtgedrängt leere Glasballons und Kartons mit Flaschenetiketten, der Hof ist vollgestellt mit blauen Plastiktonnen, in denen die Maische ruht. Der Inhalt einiger Tonnen stammt von Kunden, die sich aus selbstgepflückten Früchten ihren individuellen Schnaps brennen lassen. 132 bis 160 Liter passen in jede Tonne. Nicht viel, aber dadurch lässt sich die Entwicklung der Maische besser kontrollieren. Verläuft die Gärung zu rasch, weil das Wetter zu warm wird, schiebt er die Tonnen in den Kühlraum. Je nach Fruchtart, Temperatur und Hefesorte lagert die Maische drei Wochen und länger: Himbeeren, Äpfel und Williams zum Beispiel brauchen ein Vierteljahr, säurestarke Früchte wie Speierling und Schlehe bis zu einem Jahr. Eine kritische Zeit.

Wenn der Fruchtsud in der Tonne umkippt, war viel Arbeit vergeblich. Schuld an verdorbener Maische ist meist die Essigfliege. Aber auch ein unsauberer Rührstab oder Bakterien haben schon manchen Brenner verzweifeln lassen. Sind die Früchte in der Maische nach unten gesunken, kann das Destillieren des Suds beginnen. Dirker verlässt sich dabei auf seine Nase und schnuppert, ob die Gärung abgeschlossen ist. Dirker ist Abfindungsbrenner. Dreihundert Liter Alkohol darf er pro Jahr brennen – Eigentlich. Doch das Gesetz hat ein paar Schlupflöcher gelassen. Wenn ein Destillateur sein Kontingent nur zu zehn Prozent ausnutzt kann er die restlichen neunzig Prozent einem anderen Brenner übertragen, vorausgesetzt, der verarbeitet seinen eigenen Rohstoff. Das nutzt Dirker natürlich und kommt so auf Umsatzmengen, bei denen die Familie nicht nur trocken Brot essen muss.




Bereits fünf Tage vor Brennbeginn, so will es die Vorschrift, muss Dirker beim Hauptzollamt Stuttgart Fruchtart, Menge, Maischefassnummer und Uhrzeit der Destillation beantragen. Unter den fränkischen Kleinbrennern kursieren abenteuerliche Geschichten. So soll einst ein Zöllner eine Destillerie geschlossen haben, weil der Brenner eine Stunde zu früh begann – der amtliche Vorwurf lautete auf Schwarzbrennerei. Der Brenner sah sich ruiniert und brachte sich um. Gesprächsstoff lieferte auch ein Zöllner, der einen Brenner zwar bei unerlaubtem Tun ertappte, aber nicht ins Haus hineinkam und versuchte durchs Stallfenster einzudringen. Dort blieb er stecken und wurde erst befreit, als gebrannt und die Beweismittel vernichtet waren. Alles nur erfunden? Und wenn schon!

Arno Dirker hat Fichtenholz besorgt, Verpackungsmaterial einer nahegelegenen Gerüstbaufirma. Gebrannt werden soll heute Zwetschgenwasser, die Maische lagerte ein dreiviertel Jahr. Der Perfektionist ist voll bei der Sache. Das kleine Kolonnenbrenngerät im Brennhaus auf dem Hof wird mit dem Fichtenholz angefeuert, danach mit gleichmäßig brennender Buche auf konstanter Temperatur gehalten. Es ist bullig heiß. Die Maische wird erhitzt, die Temperatur steigt, der Alkohol verflüchtigt sich, der Dampf zieht in einem kupfernen Rohrleitungssystem hoch, kühlt dort ab und tropft unten aus einer Tülle heraus.




Jetzt zeigt sich die Meisterschaft. „Du kannst die besten Früchte sammeln, den richtigen Erntezeitpunkt finden, die optimale Gärung hinbekommen – wenn du Vor- und Nachlauf nicht richtig abtrennst, ist alles vergebens“, sagt Arno. Bei 65 Grad geht’s los, erst kommt der Vorlauf, der Blindmacher Methylalkohol, scharf und bissig, nach Klebstoff und Nagellackentferner riechend. Dann bei 78,3 Grad endlich das Ethanol, der Stoff, aus dem die Träume sind. Dirker benutzt kein Thermometer, keine technischen Hilfsmittel. Bei seiner sanften Destillation kommt die Flüssigkeit nur seidenfadendünn aus dem Gerät. Immer wieder schmeckt er mit dem Finger ab, bis er die Faust ballt: „Jetzt!“ Das ist es, was er haben wollte. Dirker ist ein sparsamer Mensch, doch bei der Abtrennung von Vorlauf und dem muffig riechendem Nachlauf, der dem Herzstück folgt, ist er großzügig. Die Ausbeute ist dadurch kleiner, der Umsatz, pro Kilo geernteter Frucht geringer, doch sein Erfolg zeigt ihm, dass er auf dem richtigen Weg ist. Die Qualität seiner Brände hat sich über den Umweg von der Destillation in Österreich auch in Mömbris herumgesprochen. Heute kaufen auch Einheimische, die vorher über die hohen Preise lästerten, seine erfolgreichen Schnäpse.

Tagsüber läuft Dirker immer noch in seiner alten Handwerkskluft herum, etwas Praktischeres gibt es für ihn nicht. Abends schlüpft er allerdings schon mal in seinen feinsten Zwirn und geht ins Feinschmeckerrestaurant „Zum Wilddieb“ nach Heimbach, ein Nachbarort von Mömbris. Oder er fährt ins benachbarte Blankenbach. Dort hat er im „Landgasthof Behl“ eine zweite Brennanlage installiert. Er destilliert während des sechsgängigen Menüs vor den Augen der Gäste und stellt zu jedem Gang einen Obstbrand vor. Selbst in der Topgastronomie ist der Rat des Autodidakten Dirker gefragt. So hat er zum Beispiel Verkostungen und Schulungen für das Servicepersonal im Hotel „Traube-Tonbach“ in Baiersbronn im Schwarzwald durchgeführt.

Es wäre nicht die Welt des Arno Josef Dirkers, würde er sich auf seinen Erfolgen ausruhen. Er will wieder Neues schaffen. „Einen Geist aus Blüten – aus Rosen zum Beispiel – so etwas wie Parfüm zum trinken, das wär’s!“

 

Chronologie

 

1984 -1985

In Mömbris sind vor einigen Jahren Supermärkte entstanden und der Obstbaubetrieb Dirker hat Absatzschwierigkeiten mit Frischobst, da die umliegenden Kunden in den Supermärkten Obsteinkäufe tätigen. Die Idee wird geboren, die Äpfel zu Apfelwein zu machen und ebenso aus dem Rest Früchtewein herzustellen! Die Produkte finden bei Dirkers Militärkameraden (01. Jan. 1985 – 31. März 1986) reißenden Absatz.


1986 – 1987

Die hobbymäßige Herstellung wird immer aufwändiger und der zwischenzeitlich verheiratete Dirker meldet seinen Gewerbebetrieb im Elternhaus in der Friedhofstraße 20 in 63776 Mömbris an. Die Teilnahme auf der „Intervitis / Interfrukta“, beschert dem jungen Unternehmer eine Vielzahl neuer Kunden, so dass Dirker seinen Apfelwein (abgefüllt in Weinflaschen mit Kork oder auch lose Ware) bis nach West-Berlin kutschiert. Es ist „in“ in Kreuzberg, Dirker-Apfelwein zu trinken. Erstmals gibt’s auch die Teilnahme am Mömbriser und Großkrotzenburger Weihnachtsmarkt. Nebenbei wurde auch 1986/87 zum ersten Mal bei dem befreundeten Brenner Josef Stenger in Krombach als Stoffbesitzer (zolltechnisch: jemand der Obststoffe besitzt) Schnaps gebrannt.


1988 – 1992

1988 erfolgte die erste Teilnahme am Kahler Frühlingsmarkt. Dirker war so fasziniert von dem Haltbarmachen der Obststoffe und entdeckte seine feine Nase, mit welcher er die einzelnen Alkohole erschnuppern konnte. Von der Begabung beflügelt und von den Eltern unterstützt wurde ein Brennrecht beantragt und gekauft. So konnte im Frühjahr 1992 erstmals auf eigener Anlage destilliert werden.


1993

Von der Qualität seiner Produkte überzeugt, reichte Dirker seine Produkte erstmals auf der in Österreich stattfindenden internationalen „Destillata“ ein. Die Produkte fanden bei der Jury Gefallen und so erreichte Dirker als „Newcomer“ auf Anhieb Platz 2 in der internationalen Rangliste und erhielt den Titel „Schnapsbrenner des Jahres“ in Silber.


1994

Angespornt vom Erfolg, bemühte sich Dirker, das letzte aus dem Obst heraus zu brennen und reichte seine neuen Produkte erneut ein. Diesmal erreicht er international den ersten Platz als „Schnapsbrenner des Jahres“ in Gold.


1997

In den Folgejahren platziert sich Dirker fast immer unter den besten zehn Teilnehmern. 1997 gelingt ihm zusammen mit Vitorio Capovilla nochmals international der zweite Platz. Immer auf der Suche nach „neuen Obstsorten“ werden auch giftige Früchte destilliert, wobei es möglich ist die toxischen Stoffe vom Alkohol während des Brennens zu trennen. Auch wird im Herbst 1996 erstmals der legendäre Haselnussgeist gebrannt. Die Idee hatte sein Bankdirektor Elmar Staab mit ihm zusammen ausgeheckt, als Dirker einen Kredit zum Hallenbau brauchte. Der erste fest angestellte Arbeiter Markus Skarzynski wird eingestellt.


1998 – 2000

Dirker errichtet auf dem jetzigen Betriebsgelände seine Lagerhalle und verlegt die Obstverarbeitung, aus der Friedhofstraße aus Platzgründen dorthin. Dirker trägt sich mit dem Gedanken einer Komplettaussiedlung, wobei er zunächst bei den Zollämtern auf ablehnende Haltung stößt, da das Gelände auf hessischem Territorium liegt. Letztendlich wird einem Antrag beim Bundesfinanzministerium stattgegeben, sodass auch die Brennerei an den neuen Standort verlegt werden darf. So Oberfinanzpräsident Dr. Horst Seelig im August 2000.


2001 – 2002

Dirker macht eine Bauvoranfrage und einen Bauantrag und erhält dann im Jahr 2001 seine Baugenehmigung. Nebenbei helfen ihm seine Ehefrau Elke im Büro und seine Eltern tatkräftig auf der Obstplantage, die er bis auf acht Hektar erweitert. Es werden dort außergewöhnliche Früchte wie Mispeln oder Walsche Schnapsbirnen angepflanzt.


2003 – 2004

Ein außergewöhnlich heißes Jahr lässt ca. 70% (d.h. von mehr als 1000 Bäumen etwa 700) von Dirkers neu angepflanzten Obstbäumen vertrocknen, da während der Kirschernte nicht gegossen werden konnte. Die Hitze bringt jedoch grandiose Aromen und Zucker im Obst hervor und es werden ca. 54.000 kg Zwetschgen eingemaischt. Auch gibt es nach zehn Jahren erstmals eine große Mollebuschbirnenernte von fast 30.000 kg. Im darauffolgenden Jahr werden grandiose Destillate daraus destilliert.


2005 – 2006

Durch die Trennung von seiner Ehefrau wurde eine Umstrukturierung des Betriebes erforderlich. Neues Personal bringt frischen Wind. Im Büro sitzt als Chefsekretärin und rechte Hand Frau Christine Wilson. Neben seiner Mama führt Frau Blandina Berwanger den den Verkauf und die Versandabteilung. Beim Abfüllen und Etikettieren wird Markus Skarzynski nun von Uwe Berwanger und Ingo Glaab unterstützt. Somit hat Dirker den Rücken frei um sich um die Finanzierung und den Bau des neuen Hofladens zu kümmern. Das angestrebte Ziel, im November 2006 zu eröffnen, wird mangels Baumaterialien jedoch nicht erreicht


2007

Erst im Jubiläumsjahr kann der Umzug in der Faschingswoche im Februar stattfinden. Am 26. Februar 2007 eröffnet der neue Laden in der Alzenauer Straße 108 seine Pforten. Auch der Bau der neuen Verschlussbrennerei wird zusammen mit der Firma Adolf Adrian vorangetrieben, so dass zum „Tag der offenen Tür“ das Brenngerät an seinem Platz steht. In diese Brennanlage hat Dirker sein ganzes Wissen und die Kunst der Destillation einbauen lassen und auch sie wird traditionell mit Holz befeuert, denn: „Gut Ding will Weile haben“.

Ein Wermutstropfen ist Dirker allerdings noch geblieben. Seine Abfindungsbrennerei darf Dirker trotz der Genehmigung durch den Oberfinanzpräsident nun nicht mehr mit in die neuen Räumlichkeiten nehmen! Grund dafür ist eine zwischenzeitliche Änderung der Gesetzeslage. Die sogenannte „Eintürregelung“ besagt, dass nur noch eine Türe aus dem Brennraum ins Freie führen darf und keine weitere Türe in keinen weiteren Raum.
Da wiehert der Amtsschimmel, denn alleine aus feuerschutztechnischen Gründen müssen Notausgänge vorhanden sein.
Es folgte ein angeregter Schriftwechsel zwischen Dirker, den Hauptzollämtern, Oberfinanzdirektion und Bundesfinanzministerium.

Letztendlich, nach langem hin und her, durfte er auf seinem neuen Betriebsgelände eine Verschlussbrennerei errichten und unter hessischer Steueraufsicht in Betrieb nehmen. Ein bayerischer Beamter untersagte die Zulassung beim Hauptzollamt Schweinfurt.
Die Abfindungsbrennerei auf dem alten Betriebsgelände verkaufte Arno Dirker seinem Vater. Als Folge des Streites konnten die Länder Hessen und Bayern das Betriebsgrundstück nicht wie geplant nach Bayern umsiedeln, sondern mussten „Dirker“ auf hessischem Boden belassen.
Gegen Ende des Jahres verstärkt Dirker nochmals sein Team um drei weitere Mitarbeiter. In der Produktion bzw. Plantage erhält das bestehende Team nun Unterstützung von Bernd Roth, Martin Pfarr und Murray Hinton.


2008

Seit Januar gibt es in der Brennerei sogenannte Quartalsbrände. Das sind Auslesen oder aus seltenen Früchten hergestellte Destillate, die nur in begrenzten Stückzahlen abgefüllt werden, da es davon auch nur wenig Obst im Kahlgrund gibt.

Ende Februar verlässt Markus Skarzynski das Dirkersche Unternehmen.
Im Laufe der letzten zwei Jahre ist das Medieninteresse an Arno Dirker immer stärker geworden, doch neben seinem Tagesgeschäft und der Feld- u. Erntearbeit findet er nicht die Zeit, allen Anfragen gerecht zu werden. Daher wird im April ein weiterer Mitarbeiter eingestellt: Armin Tögl ist für die Präsentation des Internetauftritts, den Newsletter-Versand sowie für die Betreuung und Instandhaltung der EDV-Anlagen zuständig.

Ende Mai erhält Arno Dirker die Baugenehmigung für die Kapelle die er, wie Anfang des Jahres angekündigt, aus Dankbarkeit dafür errichten möchte, dass er vom einst umstrittenen Gebietstausch zwischen Hessen und Bayern ausgenommen wurde. Somit soll die Kapelle den Brenner für immer daran erinnern, wie gefährdet der Fortbestand seines Betriebes war und an den Kampf, den er nicht nur für sich selbst und seinen Betrieb sondern auch für seine Mitarbeiter führte. Die Kapelle ist, wie das Hofgut selbst, im fränkischen Fachwerkstil geplant und wird auf Dirkers Grundstück errichtet. Das Richtfest soll im folgenden Jahr am „Tag der offenen Tür“ stattfinden.

Anfang Juni findet der mittlerweile alljährliche „Tag der offenen Tür“ mit Hoffest auf dem Anwesen rund um die Brennerei statt. Wie im Jahr zuvor, kamen zahlreiche Besucher aus Nah und Fern und machten diesen Tag mit ca. 1.200 Interessierten zu einem vollen Erfolg.

Im Oktober vergrößert sich unser Team erneut. Frau Ewa Handtke ist künftig als Übersetzerin für polnisch und russisch tätig.

Immer am letzten Sonntag im Oktober findet der Aktionstag „Der Kahlgrund brennt“ statt. An dieser Veranstaltung nehmen max. 15 Brennereien im Kahlgrund teil. Erstmals nimmt in diesem Jahr auch die Edelbrennerei Dirker mit einem sensationellen Start teil und man kann sagen – es brannte buchstäblich lichterloh auf dem Anwesen. Dirker selbst hatte nicht mit solch einem Ansturm gerechnet, als sich ca. 1.000 Besucher an diesem Tag auf seinem Hofgut einfinden.

Auch Anfang Dezember gibt es dieses Jahr immer noch Äpfel zu ernten, da der Winter noch nicht wirklich angekommen ist. Überhaupt war es ein Jahr mit einer rekordverdächtigen Apfelernte. Es wird eigens für den Abtransport der 80 Tonnen Äpfel aus der Plantage ein Lkw angeschafft. Die Freunde edler Obstbrände dürfen sich in den kommenden zwei Jahren auf eine reichliche Auswahl an Apfeldestillaten freuen.



2009

Und wieder braucht das Team von Arno Dirker Verstärkung. lm März wird Herr Dirk Steinleitner eingestellt um das bestehende Team bei Produktions- und Plantagearbeiten zu unterstützen. In der zweiten Märzwoche wird der erste Spatenstich für den Kapellenbau aus dem Boden gehoben. Bereits Anfang April ist die Fachwerkkonstruktion der Kapelle aufgeschlagen. Ebenso wurde die Inschrift über dem Eingang angebracht. Ende April sind die Dachdeckerarbeiten abgeschlossen und das Kapellendach somit komplett fertiggestellt. Im April wird die 72 kg schwere Glocke für die Kapelle angeliefert und eingebaut.

Eine neue Lagerhalle wird gebaut, weil in diesem Jahr viele Obstsorten wie z. B. Quitten, Kirschen, Sanddorn, Birnen und Zwetschgen eingekauft und die Maische gelagert werden muss. Die Zwetschgen-Anlieferung der umliegenden Bauern und Kleingartenbesitzer brachte wegen erheblichem Verkehrsaufkommen den kompletten Verkehr auf der Staatsstrasse zum Erliegen und musste kurzzeitig von der Polizei geregelt werden.


2010

Das Jahr begann mit einem trockenen Frühjahr. Eine neue Obstplantage wurde angelegt und es wurden ca. 1.000 seltene Birnenbäume angepflanzt. Der Sommer war sehr feucht und mäßig warm. Nach einem wunderschönen Altweibersommer und einem goldenen Herbst wurde am 20. November das letzte Obst geerntet und am 22. November nach Hause gefahren. Trotz des durchwachsenen Jahreswetters gab es eine große, erfolgreiche Obsternte von Äpfeln und Birnen. Der strenge Winter forderte seinen Tribut. Streusalz wurde knapp und die Schneemassen waren so groß, dass die Parkplätze stündlich geräumt werden mussten.

Am 31. Oktober, als der Kahlgrund brannte, wurde in einem feierlichen Akt, vor ca. 2.000 Besuchern mit Politprominenz sowie den Pfarrern aus Mömbris und Neuses das Hüttelngesäßer Grenzkapellchen eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.

Neben zahlreichen Obstbränden gibt es seit diesem Jahr bei Dirker auch grüne Soße in flüssiger Form, den „Geist vo de Frankfurter Grie Soos“.

Zahlreiche Prämierungen bei der DLG (7x Gold, 8x Silber, 5x Bronze) sowie der Bundesehrenpreis in Gold wurden Dirker in Nürnberg feierlich überreicht!


2011

2011 beginnt wettermäßig genauso turbulent wie 2010. Das Frühjahr war sehr heiß und trocken, so dass im März, April und Mai nur 2,5 Liter qm Regen fiel. Auch in diesem Frühjahr standen Neuanpflanzungen an. 240 altersschwache Pflaumenbäume mussten gerodet werden und wurden durch ca. 300 neue Birnenbäume ersetzt. Die Eisheiligen im Mai mit -8°C vernichteten fast die komplette Ernte.

Der Sommer war verregnet und ließ das Obst verfaulen. Dirker erntete schnellstens Frühzwetschgen und rettete sie vorm Verderben. Von dieser Sorte wird es 2013 einen vorzüglichen Brand geben. Bei der DLG konnte Dirker seinen Erfolg vom Vorjahr gegenüber 134 teilnehmenden Brennereien mit insgesamt 604 eingereichten Proben behaupten und erhielt diesmal 8x Gold, 7x Silber und 1x die Bronzemedaille. Desweiteren bekam er den Bundesehrenpreis in Silber vom Bundeslandschaftsministerium in Berlin im Meistersaal überreicht.

Die Spätzwetschgenernte mit 38 Tonnen und die Mollebuschernte mit 32 Tonnen füllen Dirkers Maischebehälter und sorgen für Nachschub in der Brennblase.

Das Ende der sogenannten „Hessenkurve“, ein kurzes Teilstück der an der Edelbrennerei vorbeiführenden Staatsstraße, ist im Juli perfekt, denn der Gebietstausch fand am 01. Juli 2011 statt. Dirkers Brennblase befindet sich ab jetzt unwiderruflich im Hessenteil des Kahlgrunds.

Am 30. Oktober, brennt der Kahlgrund bei herrlichem Wetter zum 4. Mal und das Dirkersche Gelände platzt aus allen Nähten!

Viele neue Obstsorten, wie z. B. Ingwer, Aprikose oder Majoran wurden in diesem Jahr verarbeitet und dürfen in 2012 für geistige Überraschungen sorgen!

 

2012

Dirkers Unternehmen wächst und deshalb muss angebaut werden. Eine neue Brennanlage wird erbaut und die Lagerhalle wird vergrößert. Auf dem privaten Teil des Hofguts errichtet Dirker ein neues Wohnhaus. Das Kurmainzerische Amtshaus aus dem Jahre 1752 stand ursprünglich in Mömbris und wurde von Dirker selbst fachmännisch abgebaut.

Das Gebäude diente einst als Schulhaus und als Amtsgebäude des Bürgermeisters, sowie als Pfarrhaus und wurde auch Herrenhaus genannt.

Der Wiederaufbau erfolgt geringfügig abgeändert, teilweise mit neuen als auch mit den alten Originalbalken des Ursprunghauses.

Dirker ist im Jubiläumsjahr und feiert sein 25-jähriges Bestehen!

2013 – 2014

2013 auf 2014 gab es keinen Winter. Der Herbst ging nahtlos in den Frühling über (am 6. Dezember 2013 waren es noch +27°C). Am 25. Februar blühten bereits die Aprikosen und die Ernte war bereits am 6. Oktober komplett fertig. Da wir aber noch Äpfel brauchten, um am „Kahlgrund brennt“ vorzuführen, wie man traditionell mit einer Spindelpresse Obstsaft macht, haben wir die Kelteräpfel im Kühlhaus solange zwischengelagert. Seit 2013 setzen wir bis zum heutigen Tage keine Pestizide oder Insektizide ein.

2015

Der heiße Sommer 2015 (am 7. August zeigt das Thermometer 40°C im Schatten). Das Obst wird auf den Feldern und Bäumen schon fast gegart! Unsere Brunnen versiegten und innerhalb einer Woche fiel der Wasserstand der Kahl um 15 cm. In diesem Jahr haben wir unsere Lagerhalle in die Plantage versetzt und unsere Eventscheune an dieser Stelle errichtet. Erstmals findet für unsere Kunden, in Zusammenarbeit mit Landgasthof (Hotel und Brennhaus) Behl in Blankenbach, eine Begehung unserer Obstplantagen mit Fruchternte und Erläuterung statt und jeder darf ungespritztes Obst ernten und mit nach Hause nehmen.

2016

Das Jahr 2016 war anfangs nass und zu kalt aber ab dem 14. August hatten wir einen schönen Spätsommer und konnten eine sehr gute Obstqualität von ca. 50 Tonnen einfahren. Wir haben bei dem Degustationswettbewerb „Selection“ 4 Schnapssorten mit Goldmedaille, 22 Schnapssorten mit Silbermedaille und 14 Schnapssorten mit Bronzemedaille erhalten.

2017

In 2017 ist es 30 Jahre her, dass ich meinen Betrieb auf dem Gewerbeamt in Mömbris anmeldete. Damals in einer Doppelgarage angefangen und in einem kleinen Brennhaus im Hinterhof meines elterlichen Anwesens eine Brennerei errichtete und das Gebäude komplett vom Fundament bis zum Dach selbst baute.

Das Jahr hat sonnig mit genügend Regen angefangen, was zu einer sehr guten Obsternte führen sollte, aber leider hat uns Ende April der Frost von -6°C bis zu -10°C drei Tage lang erwischt und somit sind alle Blüten erfroren. Aber wir haben genug Schnaps im Keller eingelagert.

Am 20.06.2017 wurde unsere geweihte katholische Kirsche, unsere Kapelle nun offizielles Standesamt der Gemeinde Freigericht, vermutlich das kleinste Standesamt in Hessen. Was uns rieseig Freude macht, dann ab jetzt darf bei uns jeder heiraten.

2018

Das Jahr hat angefangen mit richtig guter Wetterbedingung (viel Sonne und Regen), was später zu einem segenreichen Obstjahr führte. Nach der Obstblüte folgte eine 174 Tage lang andauernde Trockenheit mit schönen warmen Temperaturen, die das Obst wachsen ung gedeihen ließen. Ab Mitte Juli (6 Wochen früher als normal) hat die Ernte begonnen. Täglich sammelten wir zwischen 800 und 1.000 kg Früchte mit grandiosen Zuckerwerten und unglaublich tollem Aroma. Wir erhalten nun auch eine offizielle Schankgenehmigung für unsere Verkostungen und die vielen Hochzeiten, die nunmehr in unserer Grenzkapelle stattfinden.

Vom 19. bis 20. Januar feierten wir beim Landgasthof Behl unseren nunmehr 400. Brennabend.